Ort des Glaubens, Ort der Geschichte
Die evangelische Kirche Alter Dom St. Johannis ist der Vorgänger des katholischen Mainzer Doms. Sie ist die älteste Kirche in Mainz und gehört mit den Kathedralen von Trier und Köln zu den ältesten Bischofskirchen Deutschlands. Ausgelöst durch Sanierungsarbeiten, erfolgt seit 2013 baubegleitend die Erforschung der Geschichte des Alten Doms. Heute ist die Kirche für Besucher ein spannender Erlebnisort, an dem die Vergangenheit Schicht für Schicht sichtbar wird und an dem die besondere geistliche Atmosphäre bei Andacht, Gebet und Konzert erlebt werden kann.
Seit über 1500 Jahren ist der Alte Dom ein Ort des christlichen Glaubens. Der Fund einer römischen Jupitersäule aus dem 3. Jahrhundert lässt vermuten, dass an dieser Stelle schon vor 1800 Jahren ein kleiner römischer Tempel existierte. Nach dessen Abbruch entstand im 5./6. Jh. durch den Umbau mächtiger profaner Großbauten der spätrömischen Zeit eine Kirchengruppe bestehend aus Bischofskirche und Taufhaus. Hier entwickelte sich in den folgenden 500 Jahren das Mainzer Bistum zu einer geistlich und politisch zentralen Größe des Mittelalters. Hier wirkten die Bischöfe Sidonius, Bonifatius, Hrabanus Maurus und Willigis und wurden zu zentralen Stützen der mittelalterlichen Könige und Kaiser. Hier fanden in den Jahren 1002 und 1024 die zwei einzigen Königskrönungen in Mainz statt.
Dabei wurde der Kirchenbau stets erweitert und umgebaut. Seine heutige Gestalt erhielt der Alte Dom St. Johannis im Wesentlichen in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Damals wurden die in die Antike zurückreichenden Bauten abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. An den rechteckigen Ostchor schloss sich ein dreischiffiges Langhaus, ein Binnenquerhaus und ein Westchor mit Krypta. Das Kircheninnere war mit mindestens 40 Meter Länge und 29 Meter Breite von imposanter Größe.
Nach der Weihe des neuen Doms im Jahr 1036 erfolgte die Umwandlung in eine Stiftskirche. Der gotische Westchor ersetzte im 14. Jh. den ottonischen. In spät barocker Zeit wurde die Kirche im 18. Jh. noch einmal maßgeblich umgebaut, das Bodenniveau wurde deutlich erhöht und die Altäre in den Westchor verlegt. Als im Jahr 1792 Napoleonische Truppen Mainz besetzten, wurde aus dem Alten Dom St. Johannis ein Strohlager, später ein Militärdepot. 1828 schließlich gelangte die junge evangelische Gemeinde in den Besitz der Kirche und baute sie in einen einschiffigen Gottesdienstraum, mit Orgel, zentraler Kanzel und Emporen um. Die Gemeinde wuchs und gedieh. Bis zur Weihe der neu errichteten Christuskirche blieb der Alte Dom St. Johannis bis 1903 die einzige evangelische Innenstadtkirche in Mainz. 1906/07 wurde der Innenraum im Darmstädter Jugendstil durch Architekt Friedrich Pützer reich gestaltet. Im Nationalsozialismus wurde auch St. Johannis zum Ort des Kirchenkampfes zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche. Nach einem Luftangriff 1942 brannte die Kirche aus. Ein aufwändiger Umbau im schlichten, historisierenden Stil durch den Architekten Karl Gruber rettete St. Johannis vor dem Abbruch. 1956 wurde die Kirche wieder eingeweiht.
Eine Sensation war 2019 die Entdeckung und Identifizierung der Begräbnisstätte des Erzbischofs Erkanbald, der 1021 in der Kirche beigesetzt worden war. Sie ist Beleg dafür, dass der Alte Dom St. Johannis die erste Mainzer Bischofskirche war.
Die unterschiedlichen Bauphasen und Stile seit der Antike sind heute in den Mauern des Alten Doms sichtbar. Über eine halbe Million archäologische Fundstücke aus allen Epochen zeugen von einem lebendigen Ort mitten in der Gesellschaft, darunter antike und mittelalterliche Münzen, Spielzeug und Schneiderwerkzeug, christliche Grabbeigaben und ein alter Fahrradschlauch. Gelegen im Herzen von Mainz ist der Alte Dom steingewordener Zeuge des Zusammenspiels von Macht und Glauben seit 1500 Jahren und ein Spiegel der deutschen Geschichte seit der Römerzeit.
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